
Vom Fischercamp, fahre ich mit dem Fahrrad am Fjord entlang Richtung Vassdalsvik, dort nehme ich die Fähre nach Ørnes und radle weiter nach Storvika. Ich erkenne die Schönheit dieser wunderschönen Gegend wieder. Hier war ich schon mit dem Wohnmobil 😊 Wie schnell doch so manches in Vergessenheit gerät, während man nur einen ganz kurzen Moment an etwas anderes denkt 😊

Doch jetzt, mit dem Fahrrad, ist doch alles viel intensiver und eindrucksvoller (und es war damals schon nicht zu überbieten 😊) Gletscher, Wiesen, Weite, Berge und Sonnenschein. Was für eine atemberaubend schöne Landschaft – ich kann es kaum glauben! Das es so etwas überhaupt gibt! 😊 Eine Sekunde später holt mich allerdings ein stechender Schmerz oberhalb der Kniescheibe in die Realität zurück. Mist! Schon gestern habe ich die leichte Andeutung eines Schmerzes verspürt, doch nun kann ich mich fast nicht mehr vorwärts kämpfen. Maaaan! Doch nicht jetzt! Einige Kilometer strample ich noch weiter, doch dann ist es fast nicht mehr auszuhalten.

Ich halte an. Fahre auf einen Parkplatz und erkenne schon an der Kreuzung, dass ich auch hier schon einmal gewesen sein muss. Fast fühlt es sich ein wenig an wie nach Hause zu kommen. Ein Gefühl, dass mir während der Wanderung beinahe fremd geworden ist. Ich blicke auf das gelbe Gebäude des Lebensmittelladens „Matkroken“, schaue hinüber zu einer kleinen Brücke aus Stein und weiter bis hin zum Meer, an dessen Seite die hohen Berge wachen. Die Sonne lacht und die Welt sieht für mich, trotz meines Knies, farbenfroh und fröhlich aus.

Die Entscheidung das Zelt am Strand aufzubauen fällt mir leicht. Ich versuche so gut es geht mein Knie zu schonen, hole frisches Wasser am Bach und koche Wasser für Kaffee und Abendessen. Ich bin ratlos, was diese Schmerzen anbelangt und kann sie nicht zuordnen. Sicher kommt das von der täglichen Anstrengung und die Kälte in den vergangenen Tagen hat wohl auch ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch halte ich an meinem Ziel, am morgigen Tag Bodø zu erreichen, fest. Ja, Bodø, in über 100km. Und am Abend werde ich dann auf den Lofoten sein 😊 Denn wann ist schon mal drei Tage bestes Wetter am Stück auf den Lofoten vorhergesagt? 😊☀️

Am nächstem Morgen hat sich mein Knie etwas beruhigt, doch verschwunden ist der Schmerz noch lange nicht. Ich lasse es ruhiger angehen, packe meine Sachen zusammen und trete los. Dichter Nebel und schlechte Sicht stehen auf dem Programm. Schade! Um halb 12 bin ich in Saltstraumen, überquere die beiden Brücken, sehe hinunter aufs Meer und trinke anschließend einen Kaffee um mich ein wenig aufzuwärmen. Auf der weiteren Reise nach Bodø begegne ich dann sogar noch ein paar Elchen 😊


Kurz bevor ich am Fähranleger in Bodø ankomme, bekommt mein treuer Begleiter (mein Rad), noch eine Ketten Schmierung 😊In den letzten Tagen hat das Rad wirklich gelitten. Die vielen Kilometer im Regen und an der salzigen Luft der Küste haben die Fahrradkette leicht rötlich gesprenkelt. Der Rost ist nicht zu übersehen. Doch der nette Mitarbeiter von Sport1 hilft wo er kann 😊

Ich kann es kaum erwarten endlich auf der Fähre Platz zu nehmen. Ich freue mich auf die dreistündige Überfahrt, auf ein warmes Essen und habe Hoffnung auf besseres Wetter 😊 Die Fährfahrt verläuft dann leider meist im Trüben. Nach etwa eine halbe Stunde bevor es wieder an Land geht, traut sich die Sonne dann aber doch noch aus dem Dickicht und erfreut uns in ihrer vollen Schönheit. Nach all dem Regen und Wind ist es fast zu schön, um wahr zu sein 😊

In Moskenes angekommen, geht es direkt zum örtlichen Campingplatz. Die Menschenmassen die mich dort erwarten erschlagen mich förmlich. Darauf bin ich nun wirklich nicht vorbereitet 🙄 Dennoch finde einen schönen Platz, schlage mein Zelt auf und schaue auf das hohe Fjell, das in den bunten Farben der Abendsonne leuchtet. Der Himmel ist tiefblau und wechselt nach unten hin, langsam zu grünlich, orange und rot. Ich freue mich riesig hier zu sein.

Am nächsten Morgen lerne ich Sandra kennen 😊 Ich bin gerade am Kaffee trinken und sie fotografiert die tolle Aussicht. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns wirklich sehr nett 😊 Wir scheinen auf einer Wellenlinie zu sein. Sandra ist mit ihrem Camper durch Norwegen und Schweden unterwegs – echt super 😊 – und sammelt dabei Wahnsinns-Erlebnisse ein. Es ist wieder eine von den schönen Begegnungen, die ich auf meiner Tour nicht mehr vergessen werde, zumal ich von ihr ein selbstgeschriebenes Buch geschenkt bekommen habe 😊 Ich bin schon so gespannt darauf und freue mich riesig, es endlich zu lesen! (Danke nochmal dafür, Sandra 😊😊)

Am Mittag fahre ich nach Å, esse Eis, trinke Kaffee und mampfe eine leckere Waffel 😊 Es ist ein absoluter Traum bei Sonnenschein und klarer Sicht, an der Küste zu sein. Die kleinen Häfen und Boote, die liebevoll zwischen den riesigen Bergen liegen, haben es mir wirklich angetan. Für den nächsten Tag plane ich dann die Tour zum Reinebringen, die ich eigentlich schon 2019 mit dem Wohnmobil vorgehabt habe. Doch damals war der Reinebringen wegen dem Bau der Steinstufen gesperrt.

Ich stehe bereits um 3 Uhr in der Nacht auf, packe meine Sachen zusammen und fahre los. Die etwa 6km Strecke bis zum Beginn der Stufen des Reinebringen arten in permanentem Staunen aus ☺️ Ich bin vollkommen überwältigt! Die glühend gelbe Sonne steigt langsam hinter den Bergen hervor und verirrt sich beinahe auf jedes Foto, das ich schieße. Der Horizont schimmert in unendlichen Rottönen. Ich bin hin und weg- und einfach nur glücklich. Eine frühe Möwe hat es sich auf dem Geländer einer Brücke gemütlich gemacht, sie sitzt da, genießt die wundervolle Aussicht sicher genauso wie ich, und wartet vielleicht auf den Wurm, der um diese Zeit aber noch lange nicht zu fangen ist.

Das Sonnenlicht spiegelt sich im Wasser, die Berge sind dunkel und dahinter leuchtet es bunt. Die 2.000 Stufen Richtung Gipfel sind schnell genommen. Es ist anstrengend und ich schwitze. Ich schaue über die Kante – der Ausblick ist unbeschreiblich! Was für ein Segen, dies erleben zu dürfen! Was für ein großes Geschenk! 😊


Ich laufe anschließend noch etwas weiter zum nächsten Gipfel, bewundere weiterhin diese faszinierende Berglandschaft und mache mir fast in die Hose, als ich auf der gegenüberliegenden Seite eine Gerölllawine höre, die langanhaltend und mit lautem Getöse ins Meer rauscht. Mir wird ganz anders zu Mute. Puuh! Der Hall der Berge macht das Ganze natürlich auch nicht besser 🙄☺️ Ich mache mich auf den Rückweg. Und wandere und klettere schleunigst zu meinem Ausgangspunkt zurück. Ich bin froh, als ich die Stufen endlich wieder erreicht habe, meine Knie allerdings weniger 😊 Doch da müssen sie jetzt durch. Ich springe die endlose Steintreppe hinunter und mache dort eine Pause bei Schokolade und Wasser.


Reine ist wirklich ein ausgesprochen schöner- und beeindruckender Ort. Naja, eigentlich sind die ganzen Lofoten schön und beeindruckend. Es ist wie in einem Traum 😊 Spitze Berge, die in den Himmel ragen, das türkisblaue Meer, weiße Sandstrände und so vieles mehr. Eigentlich ein Ort für Einsamkeit, doch es ist wie bei einem zweischneidigen Schwert. Aus Einsamkeit wird Massentourismus..


Anschließend wird das Wetter wieder etwas schlechter. Ich kämpfe mich bei Sonnenschein durch Starkwind, muss mich kräftig ins Zeug legen, um nicht umzufallen oder manchmal einfach während der Fahrt stehen zu bleiben. Ich komme kaum vorwärts und habe beinahe das Gefühl Rückwärts zu fahren. Ich melde mich bei ganz lieben Freunden in der Nähe von Stokmarknes auf den Vesterålen an, übernachte davor nochmal eine Nacht an einem wundervollen Sandstrand und freue mich unendlich darauf, mal wieder bekannte Gesichter zu sehen und auf Bergtour zu gehen 😊

Wir haben eine ganz ganz schöne Zeit zusammen und der Wunsch danach, im Fjell unterwegs zu sein, wird immer größer 😊🥰 Dabei war der Wunsch garnicht erst weg.. ☺️ (Danke nochmal für alles euch Lieben 😊😊❤️)


Danach fahre ich mit dem Bus von Sortland nach Bjerkvik, Björn holt mich mit dem Auto ab und ich verbringe die kommenden Schlechtwettertage auf der Farm ab. Ich freue mich riesig darüber Björn wieder zu haben und auch mal wieder mit den Hunden kuscheln zu können 😊 Und ich lerne sogar die neuen „Leithunde“ kennen 😊🐽


Nun sind Björn und ich wieder an meinen letzten Standpunkt zurückgekehrt und wir fahren gemeinsam mit unseren Rädern, über Andøya und Senja, mit längeren Zwischenstopp bei lieben Freunden 🥰 in der Nähe von Brensholem, zur Farm zurück, wo mein ungemütlicher, roter Rucksack sicher schon auf mich wartet 😊 Noch ist zwar nichts entschieden, aber der Gedanke daran, den Rest zu Fuß zu gehen, erscheint mir als sehr attraktiv 😊😊 Der Knubbel an meiner Hüfte ist fast verschwunden, so wie ich es vorausgesagt habe. Nun muss nur noch das Knie wieder in Ordnung kommen, dann kann die Entscheidung endgültig gefällt werden 😊🍀
Bis bald,
Eure Kati 😊

Winderschön die,ganzen bilder. Traum
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